TRICKY 08.07.2003 - Hamburg, Große Freiheit 36 ca. 350 Besucher |
Er
hat ja jetzt die Menschen lieb, sagt er. Ist positiv, lebensbejahend,
glaubt an das Gute. Das lässt hoffen, denn bisher waren seine Konzerte
zumeist egozentrische Grenzerfahrungen. Heute ist zunächst vor allem
eines: Leere. Es ist ein Trauerspiel: Eine zu drei Vierteln ausgefegte
Freiheit, vor zwei Jahren waren es noch mehr als dreimal so viele.
Macht es ihm was aus? Kann man nicht sagen, dafür ist das Licht, wie
immer bei ihm, zu diffus - ein angedeutetes Dunkelblau dominiert. Seine
Band, bisher immer ein Garant für niveauvoll jazziges Frickelturn, ist
unangenehm rockig, manchmal klingt es gar wie Crossover aus dem letzten
Jahrtausend. Links Tricky, überwiegend mit dem Rücken zum
versprengten Haufen an Die-Hard-Fans, rechts seine aktuelle Muse, die
bildhübsche Constanza, der er auch den Großteil der Vokal-Arbeit
überlässt. Es gibt kaum Hits, dafür sehr viele Songs des neuen Albums,
die in der
Liveversion nicht wirklich gewinnen. Dazu einige von „Maxinquaye“, die
sehr schön sind, kein einziges von „meinem unwichtigsten Album“ „Blowback“ und zwischendrin immer wieder mal einen Track aus seiner dunklen Phase dazwischen. Dann, und nur dann, ist er richtig
gut: Auf der Basis von Endlos-Jams perfektioniert er das Spiel zwischen
laut und leise, Crescendo und Zurückhaltung, eine sehr spröde,
ja kranke Live-Version von UnderWorld. Die Fans tanzen, jubeln,
sind in diesen Momenten glücklich. Und Tricky sagt die beiden Worte,
die man von ihm nie erwartet hätte: „Thank you“. Er sagt es gleich
mehrfach, als wolle er noch mal extra darauf hinweisen, dass er jetzt
Menschenfreund ist. Dann sagt er noch was: „Turn the fucking lights
off.“ Noch ein paar verzichtbare neue Tunes sowie kurze Glanzmomente,
und der Spuk ist vorbei. 80 Minuten, keine Zugabe trotz schier endlosen
Klatschens. Aber das hätte auch nicht gepasst. So nett ist Tricky dann
auch wieder nicht. Sascha Krüger photo: Markus Hauschild (they used a pic from the 2001 concert, see here!) from: Visions, August 2003 |
back to the concertography |
|