TRICKY

Manisch intensiv
Der Trip-Hop-Star wildert längst in anderen 
Klang-Gefilden
Erstaunlich, wie Tricky bei all seinen Studioprojekten noch Zeit findet, auf Tour zu gehen. Während das Publikum sein gerade erschienenes offizielles zweites Solo-Album ,,Pre Millenium Tension" verdaut, hat Tricky bereits den nächsten Longplayer, ein HipHop-Album namens ,,Tricky presents Grassroots", veröffentlicht, Grace Jones für sein Label Durban Poison unter Vertrag genommen und produziert und an der Seite von Bruce Willis im neuen Luc-Besson-Film ,,The 5th Element" sein Schauspiel-Debüt gegeben. Letzteres bereut er je doch miftlerweile. "Das war einfach zu hart für mich", gesteht der meist heisere Ausnahmemusiker, "jeden Morgen mußte ich um sechs aufstehen und dann den ganzen Tag am Set auf meinen Einsatz warten. Nach der ersten Woche war ich so fertig, daß ich ständig geheult habe."

   Nicht wenigen wird auch beim Hören von Trickys neuem Album zum Weinen sein. Beinhaltete das Debüt ,,Maxinquaye" aller Sperrigkeiten zum Trotz noch einige Pop-Hits und sahen viele das drauffolgende Projekt ,,Nearly God" als experimentelle Ausnahme, so ist ,,Pre-Millenium Tension" fürwahr kein Zuckerschlecken. Mit Trip-Hop, wie Trickys Musik noch im letzten Jahr betitelt wurde, hat das nichts mehr gemein. Die Atmosphäre ist noch düsterer und manischer als gewohnt, die Beats holpern unsynchronisiert vor sich hin, und ständig kämpfen irgendwelche Noises gegen Sängerin Martinas eh schon zerbrechliche Stimme an.

   Da verwundert es  auch nicht, daß Trickys momentane Lieblingsband Danzig heißt. "Alle denken, daß ich dieser verrückte Typ bin, der jeden Tag Selbstmord begehen könnte", sagt Tricky, "dabei mag ich es, mit meinem Image und den Vorstellungen von Menschen herumzuspielen. Es macht mir großen Spaß, die Musik zu machen, und manchmal wundert es mich, daß die Leute sie immer so ernst nehmen. Da steckt doch eine Menge Humor drin." Was Tricky allerdings noch mehr wundert, ist der Erfolg seiner Songs. ,,Das ist wirklich strange. Ich mache doch gar keine Hits. Aber im Prinzip ist mir das auch egal. Ich mache meine Musik für mich allein. Eigentlich ist meine Musik nur eine ziemlich gute Ausrede, warum ich nicht arbeite."

Heiko Hoffmann
Tricky
4.12., Metropol, 20 Uhr
VVK: 30,-DM
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