No more Nostradamus?
In seiner neuesten Ausgabe hat das englische Magazin ,,Q" die 50 ,,heavysten" Alben aller Zeiten aufgelistet. Neben den üblichen Verdächtigen wie AC/DC, Motörhead, Pantera oder Slayer befindet darunter überraschenderweise auch Tricky mit ,,Pre Millennium Tension", der ersten Album-Etappe seiner ,,karriereselbstmörderischen Trilogie",
wie die ,,Q"-Autoren treffend bemerken. Nur: Richtig heavy im gitarrigen Gewitterdonner-Sinn gebärdete sich Tricky nicht. Dafür reichlich morbid, paranoid und gestört. Jetzt sieht das schon anders aus. Sein neues Album ,,Blowback" rockt das Haus - im wahrsten Sinne des Wortes. Manchmal duellieren sich echte Drums und derbe Gitarren mit der Stimme eines immer noch angespannt, aber deutlich wacher wirkenden Tricky. Es kommt aber vor, dass Gastsängerin Cyndi Lauper im authentischen Eighties-Stil zu einem Eurythmics- Synthie schmettert. Überhaupt ist Tricky (ähnlich wie früher auf der ,Nearly God'-Platte) bereit, die zentrale Rolle anderen wie Alanis Morissette, Ed Kowalczyk von Live, Dancehall Rapper Hawkman oder den Red Hot Chilli Peppers zu überlassen. Den Grund dafür sieht er darin, dass er sich selbst wieder im Griff habe und dadurch besser Musik mit anderen Leuten machen kann.
"Ich habe das Gefüihl, meine Laufbahn beginne noch einmal von vorne. Die Energie von früher ist wieder da."
Der aus dem englischen Bristol stammende Musiker, bürgerlich Adrian Thaws, hat eine schwierige Vergangenheit hinter sich. Ohne richtige Eltern in den Hochhaussilos der west-englischen Hafenstadt aufgewachsen, fand er zunächst Halt bei Massive Attack. Sein erstes Album ,,Maxinquaye" machte ihn 1995 zum Star in eigener Regie. Danach kIinkte er aus.
,,They used to call me Tricky Kid, now htey call me superstar"; bellte er auf ,,Pre-Millennium Tension". Bewunderung von außen verwandelte sich bei ihm in schwer zu bewältigenden Erfolgsdruck. Jede seiner Platten vor dem Jahrtausendwechsel enthielt Attacken gegen Mitmenschen im Allgemeinen und seine Plattenfirma Island im Besonderen. Tricky flüchtete nach New York und spielte dort u.a. im Film "The Fifth Element" an der Seite bon Bruce Willis und Milla Jovovich. Diese Ablenkung tat ihm gut. ,,Blowback" präsentiert einen außergewöhnlich intensiven Performer, mit dem man wieder rechnen muss. 
Thomas Weiland
Tricky, Mi 4.7., Columbiafritz, 21 Uhr, VVK: 40,-

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 photo: John Mannion
 
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