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Tricky
Blowback
ANTI/CONNECTED
Wieder ein Tritt in den Arsch der Erwartung - diesmal aufgeheitert
Meine letzten Plarten", sagt Tricky; "waren ein Tritt ind en Arsch der Erwartung." Man weiß, was er meint - seit 'Maxinquaye', jenem bedeutsamem Werk von 1995, gefiel sich der Düstermann in Obskurem, wollte dem selbst abgeschossenen Pfeil  Trip Hop nicht ins Ziel folgen und versperrte sich ganz plakativ jedem offenen Gefühl. Jetzt ist TripHop tot und die Leiche zerfleddert, und da meint Tricky, der obendrein unlängst mit einer ärztlich verschriebenen Diät seine Depression besiegte (!), das hic et nunc des eigenen Genres neu definieren zu wolle. Vom breiten Geschmack ist die Rede, von MTV und VH1 und vom Radio - Tricky für alle!
   Entsprechend öffnet der Bristoler Slow-Mow-Könner auf ,,Blowback" Tür und Tor seines finsteren Hauses. "I believe in people breathing", bekennt sich Tricky schon im Opener "Excess" zum wahren Leben, irgendwo singt die Morissette, die Up-tempo Beats flirten mit 2-Step und RockVerweis, und alles ist hymnisch und von ernstem Pathos.
   So geht's weiter: Das von Ed Kowalczyk nasalte "Evolution Revolution Love" vermengt simples Drama mit TripHop-Elegie und seltsam monströsen Ragga, "You Don't Wanna" ist synthetisch trottender Elektro-Pop, und das hypnotische "Five Days" (Cyndi Lauper singt!) tönt wie ein Stück auditive Cineastik, das ganz ohne Bilder auskommt. All das geriert sich ganz dem Ansinnen des Künstlers gemäß wie eine Art Pop-Entwurf fürs neue Millennium und macht sich nach Leibeskraft available, ohne nun deshalb vom Herz des Künstlers gar zu weit weg zu sein - schön zu hören bei dem gar nicht freundlichen Remake von Cobains "Something In The Way", das hier wie ein Golem apathisch durch die Apparate stapft.
     Lediglich wenn Tricky sich ins allzu Analoge verirrt, wie in dem blöden HipHop-Metal "Bury The Evidence" oder dem gänzlich deplatzierten Funk Rocker "Wonder Woman" (unausweichlich: mit den Chili Peppers), möchte man den Schuster wieder an seine Leisten zwingen. Aber solche schnöde Forderung nach Kohärenz trifft im postdepressiven Universum des sich seiner neuen Lebenskraft erfreuenden Tricky wohl im Moment auf taube Ohren.
   Andererseits muss es ja auch nicht immer ein Meisterwerk sein.
JÖRN SCHLÜTER
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